Schnittblumen-Beet anlegen
ohne umzugraben
Schnittblumen aus dem eigenen Garten für sommerliche Blumensträuße ernten: das ist, neben selbst angebautem Gemüse, der neue Trend fürs Gärtnern. Dabei ist das eigentlich ein alter Hut, den unsere Groß- und Urgroßmütter schon getragen haben. Zum Glück werden alte Traditionen immer wieder zu neuen Trends, denn so kommen endlich wieder mehr Blumen in unsere Gärten. Natürlich auch sehr zur Freude der Insekten. Und dieser neue Trend hat auch einen neuen Namen: Slowflowers. Erfahre, was genau das bedeutet und wie Du Dir ein neues Schnittblumenbeet ohne Umgraben anlegen kannst.
Warum ich ein Beet
nur für Schnittblumen wollte
Zunächst einmal ist es bei mir ja naheliegend, dass ich für die DIY‘s, die ich für meine Leser*innen erstelle, Blumen und Naturmaterial brauche. Im ersten Lockdown der Pandemie hatten alle Blumenläden und natürlich auch der Blumengroßhandel geschlossen. Und zum ersten Mal merkte ich, wie sehr man etwas vermissen kann, wenn man es nicht kaufen kann.
Irgendwann kaufte ich mir zwei englisch sprachige Bücher über den Anbau und das Arrangieren von Schnittblumen:
- „Bloom“ von Clare Nolan (Kyle Books)
- “A Year in Flowers“ von Erin Benzakein (Chronicle Books)
Ursprünglich hatte ich mir die Bücher als Inspiration für die Blumenfotografie gekauft. Sie entpuppten sich gleichzeitig als Wegweiser zum eigenen Schnittblumenbeet.
Anleitungen zum Selbermachen mit Blumen aus dem eigenen Garten
Du findest auf meinem Blog viele Anleitungen zum Selbermachen von Kränzen und Gestecken, für die Du Sommerblumen aus Deinem Garten verwenden kannst, z.B. den gesteckten Kranz mit Hortensien, Zinnien & Dahlien, Hulahoop-Sommerkranz in Weiß, Sommerliches Blumengesteck ohne Steckschaum oder eine sommerliche Tischdeko mit Wiesenblumen und vieles mehr.
7 Gründe für
ein Beet mit Schnittblumen
- Du hast im Sommer immer frische Blumen für die Vase und andere florale Arrangements
- Es ist eine Nahrungsquelle für Insekten
- Du kontrollierst, womit Du düngst (z.B. Biodünger) und dass keine Pestizide zum Einsatz kommen
- Blumen ohne Ende, denn einjährige Sommerblumen bilden mehr Blüten, je häufiger sie geschnitten werden
- Es ist günstiger als Blumen zu kaufen
- Saisonale Blumen (Slowflowers)
- Du kannst die Saat für das nächste Jahr selber ernten
Slowflowers
Vielleicht hast Du den Begriff „Slowflowers“ schon einmal gehört? Es bedeutet, daß Du Blumen saisonal und regional kaufst oder sogar selbst anbaust. Wir sind es mittlerweile gewohnt, das ganze Jahr hindurch Rosen, Gerbera & Co. kaufen zu können. Allerdings werden Blumen ausserhalb der Saison aus weit entfernten Ländern importiert (z.B. Kenia oder Ecuador). Und leider sind sie auch sehr oft mit Pestiziden belastet und unter fragwürdigen Arbeitsbedingungen angebaut worden. Die Slowflower-Bewegung möchte dem entgegen wirken. Es gibt in Deutschland bereits viele Blumenfarmer, die ihre Blumen saisonal, nachhaltig und biologisch anbauen.
No-dig Methode
Schnittblumen-Beet anlegen
ohne umzugraben
No-dig? Was ist das denn? Auf diese Methode (no-dig/ohne umgraben) bin ich zum ersten Mal durch einen TV-Beitrag aufmerksam geworden. Vorher habe ich noch nie davon gehört. Ein Vorreiter der no-dig Methode ist ein englischer Gärtner namens Charles Dowding. Er praktiziert das schon seit mehr als 30 Jahren und es klappt auch und gerade für das Gemüsegärtnern hervorragend.
No dig-Beet – so gehts:
- Wenn Du Dein Schnittblumenbeet auf einer Rasenfläche anlegen willst, solltest Du ihn vorher kurz mähen. Stark wuchernde Wildkräuter, die nicht gewünscht sind, solltest Du lieber ausstechen, sonst schlagen sie später durch. Ich habe mein Beet auf einer wilden Wiese angelegt, die jahrelang ohne Einschränkungen wachsen durfte. Dementsprechend kommen einige hartnäckige Pflanzen durch, die ich leider vorher nicht ausgestochen habe (z.B. Staudenwicken und Wiesenbärenklau).
- Bild 1 & 2: Stecke die Grenzen Deines Beetes grob ab. Du kannst Dir auch einen niedrigen Zaun setzen, z.B. aus Weide oder Haselruten. Mit einem großen Gummihammer kannst Du die ganz einfach in den Boden rammen. Wenn Du die Beetgröße festlegst, dann denke daran, dass Du später zum Schneiden leicht an alle Blumen heran kommst.
- Bild 3: Lege nun die Beetfläche mit zwei bis drei Lagen Pappkarton aus. Der Karton sollte möglichst unbedruckt sein, denn die Druckfarbe kann schadstoffbelastet sein. Metallklammern oder Klebebandreste solltest Du auch entfernen, denn diese bleiben in der Erde zurück, wenn der Karton sich zersetzt. Die Pappe so legen, das die einzelnen Kartons sich überlappen.
- Bild 4: Auf die Kartonschicht kommt nun eine dicke Lage Komposterde von mind. 15 cm Höhe.
Noch mehr Infos zu No-dig gibt es auch auf einigen deutschen Gartenblogs, z.B. bei Katharina „Aus dem Garten“ Bei ihr findest Du übrigens auch ganz tolle Blumenportraits.
Schnittblumen aussäen
- Den Mohn und die Algier-Malve habe ich vorgezogen und in kleinen Töpfen ausgesät. Diese Blumen sind Kaltkeimer und können ab März vorgezogen werden. Da der Mohnsamen sehr fein ist und vom Wind schnell wegwehen kann, sollte man ihn lieber vorziehen, anstatt ihn direkt ins Beet zu säen. Ich hatte die Pflänzchen im ungeheizten Wintergarten stehen, denn da bekommen sie viel Licht und es war kühl und frostfrei.
- Schon nach kurzer Zeit konnte man die ersten Keimlinge sehen.
- Die Bartnelken habe ich vorgezogen aus der Gärtnerei gekauft. Sie waren schon sehr kräftig gewachsen. Später kamen auch noch ein paar weitere vorgezogene Sommerblumen aus der Gärtnerei dazu.
- Ab Mitte Mai habe ich dann die restlichen Sommerblumen direkt im Beet ausgesät und die Mohn- und Malven-Setzlinge ins Beet gepflanzt.
Meine Auswahl an einjährigen Sommerblumen
- 3 Sorten Mohn: ‘Amazing Grey‘, ‘Laurents Grape‘, ‘Dark Violet‘, Kaltkeimer: im März in kleinen Töpfen im ungeheizten Wintergarten ausgesät
- Algier-Malve: dunkelviolette Blüten, Kaltkeimer: im März in kleinen Töpfen im ungeheizten Wintergarten ausgesät
- Schmuckkörbchen in Weiß, Direktsaat ab Mitte Mai
- 3 Sorten Zinnien, verschiedene Größen: ‘Liliput Rose‘ (kleine Blüten), ‘Purple Prince‘ (große, knallige Blüten), ‘Queenie Red Lime‘ (unterschiedlich in der Blütengröße, himbeerrot und grün-gelb), Direktsaat ab Mitte Mai
- 2 Sorten Jungfer im Grünen ‚Nigella‘: ‘Pretty Rose‘, ‘Moody Blues‘, Direktsaat Ende März
- Bartnelken vorgezogen gekauft und gepflanzt
- Sommerastern, bunt gemischt, ungefüllt, vorgezogen gekauft und Mitte Mai ausgepflanzt
Welche Sorten bei der Direktaussaat nicht geklappt haben
- Strohblumen: ich habe mir später vorgezogene in der Gärtnerei gekauft und diese bis zum Herbst reichlich geerntet und getrocknet.
- Skabiose ‚Salmon Queen‘: die Saat ist nicht aufgegangen. Ich habe dann etwas anderes an der Stelle gepflanzt. Später im Sommer habe ich dann aber doch eine wunderschöne, lachsrosa Blüte entdeckt, die sich durchsetzen konnte. Aber an einer anderen Stelle, als ich sie ausgesät habe.
Warum es bei diesen Sorten nicht geklappt hat, kann ich nicht sagen. Vielleicht hatten sie nicht die besten Bedingungen oder ich hätte sie doch lieber vorziehen sollen. Versuch macht klug. Vielleicht versuche ich es in diesem Jahr nochmal mit ihnen.
Wo ich das Saatgut gekauft habe
Welche Einjährigen Du vorab in Töpfen aussäst und welche direkt ins Beet, ist immer sortenabhängig. Halte Dich am Besten an der Beschreibung auf den Saattütchen. Meine Saat habe ich online bei Keimzeit-Saatgut und Joradahl (unbezahlte Werbung) gekauft und es waren bei beiden Händlern ausführliche Anleitungen dabei, die mir sehr geholfen haben.
Schnittblumen aus dem eigenen Beet:
meine Erfahrung aus dem ersten Jahr
Ich war bislang immer der Meinung, dass ich mit selbst ausgesäten einjährigen Sommerblumen kein Glück habe. Es hat irgendwie nie so richtig gut geklappt. Deshalb war es fraglich, ob mein Projekt „Schnittblumen aus dem eigenen Beet“ überhaupt funktionieren würde. Ich wollte es aber unbedingt ausprobieren. Und wenn es nicht geklappt hätte, dann hätte ich einfach Stauden gepflanzt.
Mit der erfolgreichen Voranzucht von Mohn und Algiermalve ging es schon mal gut los. Die Saat ging gut auf und ich konnte im April die zarten Pflänzchen ins Beet setzen. Die übrigen einjährigen Sommerblumen habe ich ab Mitte Mai direkt ins Beet ausgesät.
Geduld ist eine Tugend…
Das Frühjahr 2021 war im Norden sehr lange sehr kalt. Dementsprechend musste ich lange warten, bis ich im Schnittblumen-beet erste Ergebnisse sehen konnte. Der Mohn hat als Erster geblüht und er war wunderschön. Besonders die Sorte „Amazing Grey“ hat sich zu meinem Lieblingsmohn entwickelt.
Auf die Zinnien und Schmuckkörbchen habe ich lange gewartet, bis sie sich endlich gut entwickelt haben. Zuerst dachte ich , das wird nichts. Aber Geduld ist ja bekanntlich eine Tugend, die ich manchmal nicht habe ;) Am Ende des Sommers haben mich genau diese Blumen sehr lange mit sehr schönen Blüten beschenkt. Es war ein Traum!
Gärtnern geht überall
Um mein Schnittblumenbeet herum wächst es wild und durcheinander. Dadurch kam das Beet nicht zur Geltung. Aber darum ging es ja auch nicht. Die wilden Blumen und Gräser, die um das Beet herum wachsen, dienen den Bienen und Hummeln ebenfalls als Nahrungsquelle. Und nebenbei sind sie auch als Schnittblumen hervorragend geeignet. Margeriten, Wilde Möhre, großer Wiesenknopf, Staudenwicke, Schafgarbe, Rainfarn, Gräser und vieles mehr wandern dann noch zusätzlich in meine Sträuße und Kränze. Und das alle wächst übrigens auf einem schmalen, langen Streifen neben einem großen Parkplatz im Industriegebiet :) Du siehst also: gärtnern geht überall.
Liebe Beate! Dein Beitrag fand ich jetzt sehr interessant und habe ihn von vorne bis hinten gelesen. Ich beneide dich um dein Bett und hätte auch große Lust eins anzulegen. Leider ist unser Garten nach Osten ausgerichtet und schon sehr schnell haben wir keine Sonne mehr. Und das scheint mir leider nicht sehr erfolgversprechend. Ganz liebe Grüße Birgit
Hallo, Charles Downings Buch habe ich für meinen Gemüsegarten gelesen und umgesetzt. Das hört sich gut an, werde das dann auch mal für Schnittblumen probieren. Ganz lieben Dank für deinen Beitrag.
Heute Morgen gedacht,dass ich in diesem Jahr den Enkelsandkasten,der schon ziemlich schäbig ist,abbauen möchte und so gern ein Beet für Schnittblumen hätte. Ein Beet dessen Blumen nicht geizig bewacht werden😆
Und die Anlage nicht so schwer ist. Beim ersten Klick hier gelandet!Wunderbar!
Und die nächsten kleinen Enkel bekommen dann einen kleinen Sandkasten an anderer Stelle,klein reicht…die Ostsee ist nah.
Grüsse aus Lübeck!
Liebe Ute, da kam die Idee ja zur richtigen zeit :D hast Du es mittlerweile umgesetzt?
Lg. nach Lübeck, Beate